Peter Schroeder
 

Blog


29.05.2020

Aspekte des Schlafes (II)

Liebe Freunde!

Der Schlaf hat viele Aspekte (II)

Ich bin vor einigen Tagen gefragt worden, ob ein operativer Eingriff mit den Worten „Ten´s Blade/10er Messer“ beginnen würde. Die Antwort lautete ja, zumindestens für die meisten, vor allem konventionellen Operationen, für die anderen, die schlüsselloch-chirurgischen, wird die „Eleventh Blade“ für den Hautschnitt verwendet. 

Der früher junge Chirurg hat das Instrumentarium an sich gar nicht mal lernen müssen, denn nach dem Motto „Gib mir nicht das, was ich sage, sondern das was ich brauche“ führte die deutlich erfahrenere Operationsschwester den Eleven durch den Eingriff.

Nachdem ich die Frage beantwortet hatte, wollte ich deren Ursprung wissen: Grey´s Anatomy, worauf ich mir ein paar Folgen angeschaut habe. In einer davon wurde ein Satz gesprochen, der mir bekannt war: Wir haben zu arbeiten, schlafen können Sie nach dem Tod noch genug.

Ja, so war´s.

Anders als eine Studie behauptete, man würde bei Schlafmangel dick, galt das im Krankenhaus eher nicht, denn Zeit zum Essen (und Schlafen) war rar. Sieben Minuten für die Mittagspause (einschließlich 2 x Umziehen, Schlange stehen und Essen) hat einmal eine Coaching-Firma ermittelt, die dafür viel Geld erhalten hat. Heute gibt es dafür das Arbeitszeitgesetz, was nicht notwendigerweise zur Folge hat, dass die Mannschaft morgens ausgeschlafen erschien, waren die Verlockungen der neugewonnenen Freizeit doch zu groß.

Genug davon! Sonst heißt es womöglich, früher sei alles besser gewesen.

Deswegen ein paar Gedanken zum erholsamen Schlaf.

Wer schläft, sündigt nicht.  Wer da gleich an Casanova denkt, liegt nur teilweise richtig. Die Berliner Zeitung berichtete im Februar 2006, dass früher damit Kriminelle gemeint waren, heute diejenigen, die sich bis tief in die Nacht am Fernseher oder PC mit Chips und Salzstangen versündigen. Denn fasten kann jeder, zumeist nachts liest man im Artikel.

Im Lateinischen heißt es Qui bibit bene dormit; qui bene dormit non pecat; qui non pecat venit in caelum; Ergo: qui bibit venit in caelum.

Übersetzt: Wer trinkt, schläft gut; wer gut schläft, sündigt nicht; wer nicht sündigt, kommt in den Himmel; Also: Wer trinkt kommt, in den Himmel. Auch richtig, zumeist aber mit Leberzirrhose

Casanova soll aber gesagt haben: chi dorme non pecca…e chi ha peccato, poi dorme meglo. Der zweite Abschnitt heißt demzufolge: wer sündigt, schläft besser.

Schließlich noch eine Erkenntnis aus der Zitat-Mottenkiste, aus der Zeit, als die Eltern und Großeltern der heutigen „Fridays For Future“- Generation aus Geldmangel Fahrrad fuhren. Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren skandierten und im selben Atemzug: Wer zweimal mir der-/demselben pennt, gehört schon zum Establishment.

Ja, so war´s

Wie im Alphabet D auf C folgt, folgt jetzt auf den Venetianer Giacomo Casanova der Wiener Carl Djerassi, der 1939 in die USA emigrieren musste. Ihm ist zu verdanken, dass das letzte Zitat sinnenfrohe, gefahrlose Wirklichkeit wurde. Er hat vor knapp siebzig Jahre die „Pille“ erfunden. Ich habe ihn kennenlernen dürfen, als er die Festrede anlässlich des damals 50.Gründungstages des ältesten deutschen, in einer ostwestfälischen Metropole angesiedelten Ärztlichen Fortbildungsvereins hielt, dessen Vorsitzender ich damals war. Zusammen mit der Direktorin des Pathologischen Institutes einer Nachbarklinik, die ihn schon kannte, hatten wir ihn eingeladen. Im Nachhinein erwies sich das als nicht genial, denn die zumeist grauhaarigen Honoratioren*innen fanden seine Gedanken dem Anlass der Veranstaltung nicht angemessen.

Dabei ging es gar nicht um Vergnügungen im Sinne Casanovas. Djerassi erzählte, dass er beobachtet hätte, dass in Afrika und Südamerika weniger Eierstock-Krebserkrankungen aufträten, was er mit einer signifikant niedrigen Zyklus-Frequenz in Verbindung brachte. Um Amerikanerinnen einer geringeren Gefahr dieser Krebserkrankung auszusetzen, entwickelte er in den frühen 1950er Jahren die Pille, um die Periode auszusetzen, um so die Häufigkeit des Krebses, dem „Frau“ ziemlich zügig erliegt, zu reduzieren. Natürlich und letzten Endes auch ein Beitrag zur selbstbestimmten Women´s Lib.

Bald nach der Abreise von Djerassi haben wir die Metropole ebenfalls verlassen und uns im Oberbayrischen, in einem Dorf angesiedelt. Bevor sich das Auge im Karwendel verliert, erblickt es viele Kirchen, die auf Daumensprungentfernung die kleinen Weiler beherrschen. Religions-theoretisch ist die Bevölkerung überwiegend der Enzyklika „Humanae Vitae (Über die rechte Ordnung der Weitergabe menschlichen Lebens)“ verpflichtet, die rund 17 Jahre nach Djerassis Idee entstanden war. Praktisch war es so, dass ich im kassenärztlichen Bereitschaftsdienst regelmäßig am Sonntagnachmittag, wenn nach der Sünde ausgeschlafen war, die „Pille danach“ verschreiben musste. Man kann allerdings auch beobachten, dass, wenn aus der Sünde Liebe geworden war, die Dorfstraße ab und an von leeren Konservendosen geschmückt ist, die auf eine Eingangstür zuweisen, über die das Schild „Büchsenmacherei/Bixnmacherei“ genagelt wurde.

Was war geschehen? Es war eine Tochter geboren worden. Den Brauch gibt es nur in Bayern und Österreich, worüber man als Zuagroasda bzw. Piefke, also als Preuße ein wenig fassungslos den Kopf schüttelt, wegen des Begriffes, nicht wegen der Tochter, um das klar zu sagen.

Zurück ins hier und jetzt: wer im dänisch-deutschen Lebensraum der binationalen Sünde huldigen möchte, muss den Dänen nachweisen, dass er/sie  (a) Däne oder Schleswig-Holsteiner ist und (b) eine eidesstattliche Erklärung vorlegen , dass die Liebe schon von längerer Dauer ist. Darüber können dann Österreicher und Preußen gemeinsam den Kopf schütteln, denn denen hat Schleswig-Holstein mal gehört.

Ja, so war´s, so isses und so wird´s bleiben, solange die Erde sich um die Sonne dreht.

Schlafen Sie/schlaft gut!

Peter (Schroeder)

Peter Schroeder - 09:45 @ Allgemein, Gesellschaft, Panorama | Kommentar hinzufügen