Peter Schroeder
 

Blog


12.12.2020

Lippenstift

Liebe Freunde,

es geht um Lippenstift. Damit wäre die Anrede „Liebe Freunde“ nicht korrekt. Laut Wikipedia (ist) der Lippenstift ein im 19. Jahrhundert entstandenes Kosmetikutensil zum Färben der Lippen, das überwiegend von Frauen benutzt wird.

Überwiegend heißt nun, dass in einigen Regionen Afrikas, etwa bei den Wodaabe und Tuareg sich Männer die Lippen schwarz färben und in Indien sich Hijras (copy & paste) sich sehr auffällig Lippen schminken.

Wäre ich jetzt Bundesminister oder -ministerin, würde ich das als eigene Weisheit so stehen lassen, aber wir können alles bei Wikipedia nachlesen resp. als Quellenangabe nutzen.

Wenn es um Lippenstift geht, müsste es also „Liebe Freundinnen“ heißen, was wiederum Wodaabe, Tuaregs und Hijras ausschließen würde.  Also muss es heißen „Liebe „Freund*Innen“. In diesem Zusammenhang ist die 19:00-Nachrichtensendung beispielgebend, denn die Moderator*Innen halten kurz beim Asterik, dem „Sternchen“ inne, wenn sie von Minister*Innen oder Sportler*Innen sprechen. Die Pause ist bemerkbar lang, immerhin so lang, dass, wenn es sich um einen Motor handeln würde, dieser in die Werkstatt müsste. Das wäre aber analog und in unserer schnelllebigen digitalen Welt würde das verlangsamende Teil ersetzt und in Zentralafrika recycelt.

Also Lippenstift: Eine MFK eines international tätigen Konzerns erhielt kürzlich anlässlich eines Geburtstages ein Bouquet mit roten Rosen vom GF. Sie wissen/Ihr wisst natürlich, was eine MFK und ein(e) GF(in), vor allem aber, was ein Rosenbouquet ist.

Wie bei Erica Pappritz oder im Knigge nachzulesen ist oder wenn eine „gute Kinderstube“ vorliegt, gehört es sich als  MFK, sich beim GF zu bedanken, woraus sich folgender Dialog ergab:

Hat Ihnen der Strauß gefallen?

Ja, er ist schön, herzlichen Dank!

Ich wusste nicht, ob Ihnen die Farbe gefallen würde

..??..

Ich habe mich an Ihrem Lippenstift orientiert.

Hierzu muss der Leser - wie soll ich es jetzt sagen:  der Leser, die Leserin oder der Leser*in, die Leser*in - wissen, dass MFK oft Eltern von GF sein könnten, so ist das heute, wenn MFK älter und zumeist weiser sind als GF(*Innen),  es  andererseits schon toll ist, wenn ein GF überhaupt Notiz von der MFK, hier im Besonderen vom Lippenstift der MFK nimmt, womit gendertechnisch die Rollenverteilung geklärt wäre.

Sofort stellt sich die Frage der Korrektheit, also die, ob es sich um einen leichten Fall von #metoo handelt. Der GF befindet sich aber in sicheren Gewässern, denn das Fachmagazin Plos one (https://doi.org/10.1371/journal.pone.0047870) veröffentlichte vor ein paar Jahren einen Beitrag, in dem Wissenschaftler (Psychologen und Statistiker) aus Bristol/UK festgestellt hatten, dass, wenn männliche und weibliche Testpersonen auf Abbildungen von Frauen schauten, die Männer dabei an den Gesichtern verweilten und die Frauen den gesamten Körper der abgebildeten Geschlechtsgenossin betrachteten.

Mit der hier abgebildeten Formel wurde schließlich festgestellt (die Formel sende ich Ihnen auf Anfrage gerne zu), dass 1.Männer und Frauen einen unterschiedlichen Blick auf die Welt haben, dass 2. diese unterschiedlichen Sichtweisen noch nicht bekannt und ausreichend erforscht sind, ob sich 3. Sichtweisen ändern, wenn Betrachter*Innen (im englischen heißt es  einfach „Viewer“) älter und weiser werden und schließlich 4., warum wir diese Beobachtung überhaupt machen.

Als Fazit: der GF hat sich, wissenschaftlich unterstützt, völlig korrekt verhalten. Der GF hat, was die Studie auch zeigte, vermutlich im unteren zentralen und linken Bereich der Netzhaut eine dickere Schicht, die ihm diese Betrachtungsweise ermöglicht, wohingegen Frauen die Bilder insgesamt nur mit einer dünneren Netzhaut betrachteten.

Das kann man jetzt intepretieren wie man will. Im richtigen Leben gibt es gibt GF*Innen, bei denen Sichtweisen auf ihre MFK (m/w/d) noch nicht erforscht wurden, was im Studiendesign schwierig sein könnte, den es gibt nur den Begriff MFK,  Plural „MFKräfte“.

Vor kurzem stritten zur TV-Prime-Time zwei Spitzenkandidaten zur Geschlechterverteilung in der Politik, in Dax-Konzernen und überhaupt. Es ging auch um das Thema „-er*In“. Der eine würde gerne Kanzler werden, sie wäre dann evtl. Vizekanzlerin und wir hätten dann, nähme man die Sendung zum Standard, eine miteinander sprachlose Regierung, wo der Eine der Anderen wahrscheinlich  keine Rosenbouquets schenken würde. Käme es dennoch zu einer solchen Regierungskonstellation könnte natürlich passieren, dass die  eventuelle Vizekanzlerin von ihrer Partei ein solches Bouquet erhalten würde, sich sicher freut und kurzfristig vergäße, dass zur Zeit einer Regierungsbildung in unserem Land die Rosen mehrheitlich via Holland aus Kenia importiert würden.

Wir werden es erleben.

Einen schönen Ersten Advent wünscht

Euer/Ihr
Peter Schroeder

Peter Schroeder - 08:02 @ Allgemein, Gesellschaft, Panorama | Kommentar hinzufügen